Gyros vegan - oder: wie ein fleischloser griechischer Abend trotzdem lecker sein kann…

Gyros vegan - hier mit Reis und Gemüse
Gyros vegan - diesmal mit Reis und Gemüse

Ich bin ein bekennender Fleisch- und Wurstesser. Schon immer. Gerne sag ich folgendes: „Ich esse total gerne vegetarisch: Gemüse, Kartoffeln, Salat … am liebsten, wenn eine Bratwurst daneben liegt.“ Höhöhö. Und auch am Ende des Textes werde ich noch immer Fleischesser sein – keine Sorge. Aber dass sich grundlegend an meinem Konsum und auch Lebensmittelkonsum etwas ändern musste, ist mir nicht erst seit gestern klar. Die schockierenden Bilder in den Reportagen über qualvoll verendete Tiere aus einer würdelosen und artungerechten Haltung ließen mich - schon seit es sie gibt- aufhorchen und zu einem ich will es mal überwiegend bewusst einkaufenden Menschen nennen gemacht. Ich bin Fleischesser, aber so ein Tierunwohl will ich nun wirklich nicht.

Dabei gibt es nun noch mehr Gründe auf Fleisch zu verzichten. Egal durch welche Haltung: durch die Nahrungsmittelproduktion für die Tiernahrung allein entsteht schon eine Menge klimaschädliches CO2. Bei www.co2online.de kann man dies wunderbar nachlesen und -rechnen. Ganz zu schweigen von der ökologischen Katastrophe, die der Mensch dazu beispielsweise den Regenwäldern in Südamerika zufügt. Frage ich eine Ernährungsexpertin, wird sie mir sicher auch raten, auf zu viel Fleisch- und Wurstkonsum zu verzichten. Lese ich bei www.ecodemy.de nach, weisen sie auf nicht ganz unbedeutende Krankheitsrisiken hin – Darmkrebs, Diabetes …. Die Expertenschaft scheint sich einig: Die beste Ernährung ist die pflanzenbasierte, allenthalben um Tierprodukte ergänzt.

Diese Erkenntnis macht sich nun mittlerweile auch in meiner Familie breit. Drei meiner vier Kinder ernähren sich vegetarisch, teilweise/zeitweise vegan. Das heißt, die Frage „was gibt es heute?“, ist damit nicht einfacher zu beantworten. Damit sinkt zwangsläufig die Fleisch- und Wurstkonzentration im Kühlschrank. Neulich lud uns eine meiner Töchter zu einem veganen, griechischen Abend ein. Es sollte Gyros, Pommes, Reis und Zaziki geben. Etwas ungläubig nahmen meine Frau und ich diese Einladung an und waren entsprechend neugierig. Auf dem Tisch sah alles so aus, wie man es von einem ordentlichen Griechen erwarten kann: Von allem war reichlich da. Auch das Gyros sah aus wie Gyros: Würzige Streifen eines wie Fleisch aussehenden Stoffes, der nicht ganz so fettig glänzte, aber dennoch die Sichtprüfung überstand – sieht lecker aus. Auch roch es so, wie man es sich beim Griechen wünscht – heute Abend nicht ganz so deftig, aber dennoch würzig. Die Spannung stieg: Würde es auch schmecken? Die biozertifizierten Sojastreifen lagen nun neben dem Gewürz-Reis, den Pommes und dem veganen Zaziki auf meinem Teller und wirkten sehr authentisch. Irre – beim einem ersten Happs war so gut wie kein Unterschied zu spüren. Weniger fettig, aber genauso würzig und etwas zäh wie ein Schweinefleischstreifen, gab es das vertraute Geschmackserleben unter dem Gaumen. Knoblauch, Zwiebeln und Gewürze im Zaziki rundeten das griechische Erleben ab. Die Sojastreifen verkeilten sich auch genauso zwischen meiner Krone und dem Nachbarzahn, wie es ein fleischiger Eiweißstreifen für gewöhnlich auch tut. Und da es von allem genauso reichlich gab, waren wir auch genauso pappsatt, wie wir es gewohnt sind, wenn wir aus einer griechischen Taverne torkeln. Bis zum letzten Happs: ein tolles Abendbrot.

Was soll das Ganze nun? Warum erzähl ich das? Ich bin kein vegan-überzeugter Ex-Fleischesser, der die Welt verbessern muss. Vielmehr möchte ich die Erkenntnis teilen, dass es tatsächlich schmack-hafte Alternativen gibt. Eingefleischte Vegetarier werden sich über diesen Aufsatz kaputtlachen und sich schmunzelnd denken: „Ach gucke, das habe ich schon immer gewusst.“ Aber alle anderen, die so sind wie ich, mögen sich vielleicht auch bestätigt fühlen. Wir müssen nicht immer auf alles komplett verzichten, nur um uns klimaneutraler und gesünder zu ernähren und uns fairer gegenüber unserer Umwelt zu verhalten. Klimaschutz, Umweltschutz und Tierwohl führen nicht zu Verzicht sondern allenthalben zu Veränderung – und das nicht einmal richtig spürbar. Es ist für mich kein „entweder oder“, eher ein „sowohl als auch“.

Heute sind wir dran mit Kochen. Es gibt Braunkohl mit Bregenwurst. Und ja, es kommen alle Kinder – auch die Vegetarierinnen und Veganerinnen. Den Kohl und die Kartoffeln mögen sie nämlich auch sehr gerne und die eine oder andere habe ich schon ein Stückchen von der Bregenwurst knabbern sehen. Danke Familie für diese neue Erfahrung!

Kommentare

  1. Textlich nicht ganz auf dem Niveau deiner ersten Geschichte, aber dennoch sehr schön erzählt.

    Außerdem geht es ja auch nicht darum, wie du schreibst, sondern was du schreibst. Also nimm dir mein Genögel zur Art und Weise nicht zu sehr zu Herzen. 😛

    Die Botschaft, die du hier verbreiten willst, ist eine durchaus wichtige. Und wenn du damit auch nur eine weitere Person mit ins Boot holst, dann kannst du stolz auf dich sein. Jeder Beitrag (und jedes vegane Gyros) zählt auf dem Weg, unsere Welt immer ein kleines bisschen besser zu machen. 💪

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